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St. Veits Brettwölfe heulen sich zum Titel Veröffentlicht am: 20.04.2010   Autor: von Alfred Eichhorn

16 Uhr 10, freitags: Ein ungarisches Auto mit mir unbekanntem Kennzeichen fährt kurz vor Graz mit dem Ziel nach St. Georgen am Längsee zum finalen Showdown der 2. Bundesliga-Mitte. Die Quelle dieser Information wird nicht preisgegeben!

Arztmann Wolfgang
Arztmann Wolfgang - Spieler der Saison gemeinsam mit GM Rogic

Exakt 17.23: Das ungarische Auto mit für mich undeutlichem Kennzeichen hat sich vor dem Haupteingang aufgebaut. Konturen ziemlich ähnlich denen von Autotüren öffnen sich und heraus spreizen sich nacheinander die zwei ungarischen Meisterspieler GM Tibor Fogarasi und GM Joszef Horvath – oder umgekehrt – mit einem Bruder Csaba als Lenker, der eigentlich nach Wien zu fahren beabsichtigte. Beabsichtigte! Der 41-jährige Großmeister, und die über zig Jahre hinweg dominierende Brettinstitution der Klagenfurter, war aber vom reizvollen Ambiente rund um das ehrwürdige Stift mit seinem sich darunter ausbreitenden Längsee so angetan, dass er sich offenbar spontan entschloss, seinen Bruder am Spitzenbrett der Klagenfurter am nächsten Tag im Duell mit Austria Graz abzulösen. Abzulösen! Gegner: IM Jure Skoberne. Resultat: Sieg! Ach ja, entschloss oder doch angetan! Nein, nur mutwilliger, böser Vorsatz, der geheim bleiben sollte/musste – ich Dummerl! Allerdings war ich da schon in guter Gesellschaft mit IM Tamas Horvath? Der informierte im gut gefüllten Turniersaal Schiedsrichter Manfred Mussnig lautstark über die Verspätung seiner Landsleute Csaba & Joszef…

Nominiertes Schiedsgericht korrigiert Resultate

Zurück zum Auftakt: Das spitzfindige Regelwerk toleriert null Verspätung – zum Heulen! Der muntere Feffernitz-Chef Helmut Löscher deponiert sofort seinen Protest beim wackeren Schiedsrichter Manfred Mussnig und das gleiche erledigen auch die Villacher, war’s Egon Reichmann, Teamkapitän Dieter Frank oder doch die stille Eminenz Wilfried Reßmann? Derweil zog Schiedsrichter Manfred Mussnig ob des drohenden Ungemach sein Ablauf-Prozedere routiniert im Stile eines berufenen, neuen Internationalen Schiedsrichters durch. Vielleicht kreisten seine Gedanken um die Tatsache, dass er vielleicht beiden späten Eindringlichen ihr Arbeitsutensil Brettspiel diesmal einfach untersagen hätte müssen/können. Aber das ist sehr schwierig, was passiert, falls doch höhere Gewalt im Spiel war und nicht einfach nur ein simpler Stau oder eine im Vorfeld nicht zu recherchierende neue Baustelle, die es diesen drei Schachprofis (?) praktisch unmöglich machten zügig voran zu fahren? Oder war es doch die aktuelle Vulkanasche, die sich auf Ungarns Straßen ausbreitete? Kein Witz, in Polen mussten Kühe notgeschlachtet werden, weil die Wiesen mit giftiger (?) Asche übersät worden sind. Seine erste Recherchequelle, das Internetz, informierte ihn auf ungarischen Seiten über diverse Staus, dafür bräuchte man einen Dolmetscher, aber Google erledigt solche Lappalien von alleine, übersetzt allerdings in schlechtem Deutsch! Aber zum Teufel, aus welchem Kaff, pardon, welcher Gegend/Stadt sind diese drei Jungs abgereist, welche Straßen haben sie benützt?

Höhepunkte am Schicksalstag Nr. 1

Im Fokus war natürlich der Hit der beiden Hauptrivalen um den Titel – nach Spitze St. Veit – Straßenbahn Graz und die regionale Superauslage Ansfelden – mit einem motivierten Supercoach IM Harald Casagrande. Schade, das Straßenbahn nicht auf seine Topaufstellung setzte. Dafür gab’s aber das Paket Mag. Hugo Teuschler und (s)eine Augenweide Barbara Schink (O-Ton männlicher Spezies, inkl. ?) als interessante Alternative. Seriös: Die Kaderspielerin verlor recht unglücklich, hat aber doch über weite Strecken ihr spezielles Talent herausstreichen können. Ihr Team war chancenlos, wurde von Ansfelden mit 4,5:1,5 überrannt. Derweil brauten sich Gewitterwolken über dem Bretthorizont des einen oder anderen St. Veit Denkers im Kampf mit Sauwald auf. Vater werden ist leicht, sein hingegen schwer, das musste auch der schlaflose Supermann Thomas Hebesberger als neue leidvolle Erfahrung in seiner stürmischen Anfangsphase in seinem Stellungsbild erkennen, stand er doch glatt nach bereits neun Zügen unter f7-Dauerstress. Umgekehrt im Falle von Guido Kaspret, der wollte partout nicht seinen Gewinn unter wachsendem Stress einziehen, zog aus existenzieller Angst die Remisofferte seines x-fach besiegten Gegners Peter Niederwieser aber vor. Damit wurde einmal mehr die Rolle des Helden auf die zweite frische Vaterfigur GM Davor Rogic geschoben. Mit Erfolg, egal ob seine Drohung mit einer angepeilten dreifachen Stellungswiederholung zum Remis nun beabsichtigt war oder nicht, er schaffte es danach innerhalb weniger Minuten, seinen Widerpart IM Peter Schmidt zum immens wichtigen 3,5:2,5-St.Veit-Triumph zu besiegen. Winziges Detail am Rande: Nach einem Intermezzo von Coach Friedrich Knapp zwei Minuten vorm Ende, der ihn praktisch zum Weiterspielen dezent auffordern musste…
St. Veit verteidigte damit Rang eins, blieb winzige 2,5-Partien vor Rivale Ansfelden. Abseits, aber im Fokus spezieller Intensität mutierte der Abstiegskampf. Die vorläufigen Ergebnisse: St. Valentin/ Feffernitz 3,5:2,5; Derby 1: Villach/Klagenfurter 3:3! Der tags darauf vom nominierten Schiedsgericht (2 Steirer, 1 Kärntner) zum korrigierten Endstand ausgerufen wurde – kurz vorm Start der Runde zwei versteht sich: Villach triumphiert über Klagenfurter mit 4:2! Feffernitz erreichte eine 3:3-Punkteteilung mit St. Valentin. Interpretierte Begründung: Ein Stau kann wohl nicht als höhere Gewalt eingestuft werden, jeder Anreisende muss sich rechtzeitig über seinen Weg, mit dessen möglichen Hindernissen oder Stolpersteinen, schlau machen! Bravo!, weshalb nur so viel Aufregung darüber, schade aber, das GM’s davon nicht freigestellt von der Fide worden sind. Aber: Das Duell von GM Tibor Fogarasi endete mit Remis, deshalb ein Remis plus für das benachteiligte Team Feffernitz. Das Duell von Reichmann mit Joszef Horvath entschied der Klagenfurter GM für sich, der ganze Punkt wanderte aber zum Gegner Villach.
Als Tatobjekt steht nur die betroffene Partie zum Abschuss, das Tatsubjekt, also der Spieler, erhält seine Elopunkte gutgeschrieben. Nicht schlecht, so kann auf jeden Fall eine Schachpartie bewundern…

Intermezzo Runde 2

Das total abgeschlagene Schlusslicht Admira Villach erhielt die gefürchtete zweite Luft, was auch vorläufig seine Spuren – abseits beim angriffslustigen Egon Reichmann gegenüber Schiedsrichter Manfred Mussnig in Form von ausgetauschten, hoffentlich gegenseitigen Visitenkarten hinterließ. Ob praktischerweise welche von ihren Anwälten dabei waren, war mir perplexen Zuschauer/Gast aber völlig entgangen. Ging’s etwa darum, dass Reichmann seinen Unbill darüber kundtat, das sein Gegner Horvath überhaupt zur Partie antreten durfte, oder einfach nur, das seine verlorene Partie der Wertung unterzogen wird? Oder war’s bloß der winzige Tatbestand eines ungefragt angegriffenen Zettels von Reichmann? Zu blöd, was war mir da bloß entgangen. Ich hoffe, die Jungs haben sich mittlerweile angerufen – ohne ihre schlauen Anwälte! Jedenfalls geholfen hat dieses Intermezzo dem Aggressionspotenzial von „Super-Egon“, und wie: Der spielte mit Abstrichen wahrscheinlich wohl die Partie seiner Brettkarriere bislang, jagte die hilflose 2600er-Lichtgestalt aus Slowenien, Luka Lenic, vor sich her mit einem taktischen Feuerwerk, bis dieser hilflos resignierte. Respekt Mr. Reichmann und der Rest erledigt sich im Normalfall von alleine, ich spreche hier aus Erfahrung! Kapitän Dieter Frank stand kaum nach, brachte die Villacher zurück im nun heißen Abstiegsduell mit dem armen Sauwald und der munteren Truppe aus Feffernitz. Denn auf der Gegenseite antworteten die beiden regionalen Supermänner Wolfgang Arztmann (6,5/10) und Georg Reiss mit ihren speziellen Triumphen zum existenziellen 3:3 in diesem Derbyklassiker. Keine Entwarnung gab’s vorne im so dramatischen Titelduell zwischen St. Veit und Ansfelden, die sich weiter ein Kopf an Kopfrennen mit ihren Siegen gegen Straßenbahn (5:1) sowie Frauental (4,5:1,5) lieferten.

Finaltag

Leader St. Veit hatte mit Frauental so seine Not, feierte aber doch den wichtigen 4:2-Heulsieg zur prompten Rückkehr in die 1. Bundesliga. Ansfelden gewann auch, blieb letztlich als undankbarer Zweiter, aber mit viel Anerkennung, weil ohne Legionär angetreten, auf der Strecke. Wolfsberg schaffte es zu seiner dritten Niederlage im Derby mit den hoch motivierten Villachern, die auf allen 6-Brettern ein minus-Ranking aufzuweisen hatten. Interessant: Ein Debüt von Ulf Bartl, der sich über einen Sieg gegen Heimo Töfferl freuen konnte. Remis der zwei Neulinge Manfred Bresch & Richard Tiefenbacher im gegenseitigen Duell war auch zu sehen. Villachs 4,5:1,5-Triumph kam zu spät, weil auch Gegner Sauwald seinen wichtigen Sieg parat hatte. Aber Respekt, der Admira, , was die alles so im heimischen Finale anrichteten, war so in den letzten Jahren nicht passiert. Apropos: Anrichten, die Küche im Stift war vorzüglich und auch das Ambiente samt Zimmer und Co. kam bei den Schachspielern hervorragend an. Und dem Organisationschef Friedrich Knapp ist einmal mehr für seine umsichtige Arbeit zu danken…
Hinweis: Viele Details, Resultate sind wohl diese Woche auf den Regionalseiten der wichtigen, informativsten Zeitung unseres Landes zu lesen: Kleine Zeitung!!

Spieler der Saison:
Wolfgang Arztmann und GM DI Davor Rogic!

 

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